Archetypen sind universelle Symbole und Charaktertypen, die in Mythen, Geschichten und auch in der modernen Werbung immer wieder auftauchen. Geschlechterrollen in Archetypen beeinflussen, wie wir zB. Helden oer Weise wahrnehmen, und prägen unser Verständnis von Identitäten. Der Held, der Narr, der Krieger, der Magier, der Entdecker – diese Figuren sind tief in unserem kollektiven Unbewussten verankert, wie der Psychologe Carl Gustav Jung es beschreibt. Auffällig ist jedoch, dass Geschlechterrollen in Archetypen oft eine männliche Prägung haben.
Doch warum ist das so? Welche Konsequenzen hat das für unser Verständnis von Geschlechterrollen und Identitäten? Und was hat sich in den letzten Jahren verändert?
Historische Perspektive: Der Mann als Zentrum von Mythen und Legenden
Schon in den frühesten Mythen der Menschheit standen männliche Figuren oft im Mittelpunkt. Ob in den Epen der griechischen Antike wie „Ilias“ und „Odyssee“, den nordischen Sagen oder religiösen Texten – Helden wie Achilles, Odysseus oder Thor verkörpern Mut, Stärke und Durchsetzungsvermögen. Weibliche Figuren wurden oft in passiveren Rollen dargestellt, wie Penelope, die treu auf Odysseus wartet, oder Hera, die hauptsächlich als Ehefrau des Zeus wahrgenommen wird. Diese patriarchalen Erzählungen setzten den Mann als aktiven Gestalter der Welt in Szene, während Frauen als Hüterinnen des Zuhauses oder spirituelle Kräfte dargestellt wurden.
Ein Beispiel aus der modernen Zeit ist James Bond – ein Held, der für seine Kampfkunst und Verführungskunst bekannt ist. Die Frauen in diesen Filmen, die sogenannten „Bond-Girls“, ergänzen seine Abenteuer, sind jedoch selten selbst die treibenden Kräfte. Solche Archetypen haben das Narrativ geprägt, dass Heldenrollen hauptsächlich Männern zugeschrieben werden.
Das kollektive Unbewusste und die Verknüpfung von Männlichkeit mit bestimmten Eigenschaften
In Jungs Theorien sind Archetypen universell, doch über Jahrtausende hinweg wurden Eigenschaften wie Mut, Abenteuerlust und Durchsetzungskraft mit Männlichkeit verknüpft. Diese Prägungen finden sich auch in modernen Geschichten wieder, in denen der Held oder der Krieger fast immer männlich ist. Selbst in modernen Superhelden-Filmen wie im Marvel-Universum stehen Männer wie Captain America, Thor oder Iron Man im Vordergrund. Weibliche Superhelden wie Black Widow nehmen oft unterstützende Rollen ein oder treten erst später ins Rampenlicht.
Auch der Narren Archetyp, der für Scharfsinn, Humor und Unbeschwertheit steht, wird häufig männlich dargestellt. Ein ikonisches Beispiel ist Jack Sparrow aus „Fluch der Karibik“ – ein freier Geist, der gesellschaftliche Konventionen mit Witz und Intelligenz überwindet.
Der weibliche Archetyp: Einschränkungen und Stereotypen
Während männliche Archetypen oft aktive Rollen einnehmen, stehen weibliche Archetypen häufig in unterstützenden, pflegenden oder emotionalen Positionen. Archetypen wie die Mutter (etwa Maria in der christlichen Ikonografie), die Jungfrau oder die Heilerin symbolisieren Fürsorge, Hingabe und emotionale Stärke. Diese Eigenschaften werden zwar positiv bewertet, erscheinen jedoch im Vergleich zu männlichen Archetypen oft als „passiv“.
Ein modernes Beispiel ist Rey aus „Star Wars“. Sie verkörpert den Helden-Archetypen, doch ihre Geschichte zeigt, wie schwierig es für Frauen ist, diese Rolle zu übernehmen, ohne an traditionellen weiblichen Archetypen festgehalten zu werden. Ihre Reise umfasst kämpferische Herausforderungen, aber auch eine Suche nach Herkunft und emotionaler Balance – Elemente, die häufig als „typisch weiblich“ dargestellt werden.
Der moderne Wandel: Weibliche Helden und archetypische Vielfalt
In den letzten Jahren erleben wir einen Wandel in der Darstellung von Archetypen. Weibliche Heldinnen wie Wonder Woman oder Katniss Everdeen aus den „Hunger Games“ zeigen, dass archetypische Qualitäten wie Mut, Stärke und Opferbereitschaft auch Frauen zugeschrieben werden können. Diese Frauen sind keine Nebenfiguren, sondern die treibenden Kräfte ihrer Geschichten. Dennoch bleibt die Unterrepräsentation weiblicher Archetypen in klassischen Heldenrollen bestehen, und es gibt weiterhin die Tendenz, weibliche Figuren emotionaler oder verletzlicher darzustellen.
Ein spannendes Beispiel aus dem modernen Marketing ist Ben & Jerry’s. Die Darstellung von Archetypen in populären Serien bietet ebenfalls interessante Ansätze.
Bei den Archetypen in The Big Bang Theory beispielsweise finden wir den Narren in Sheldon Cooper, dessen unkonventionelle und humorvolle Art archetypisch prägend ist.
Bei den 4 Archetypen in „Sex and the City“ dominieren weibliche Archetypen wie die Unschuldige und Entdeckerin verkörpert durch Carrie Bradshaw, oder die Herrscherin in Miranda Hobbes. Auch die Archetypen in „Elementary“ brechen mit Geschlechterklischees, indem sie Watson, klassisch männlich, als weiblichen Charakter darstellt, was eine neue Perspektive auf den archetypischen Helfer ermöglicht.
Die Auswirkungen auf unser Selbstbild und unsere Gesellschaft
Geschlechterrollen in Archetypen haben tiefgreifende Auswirkungen auf unser Selbstbild und unsere gesellschaftlichen Strukturen. Wenn der Held fast immer ein Mann ist, vermittelt das den Eindruck, dass Mut, Stärke und Heldentum vor allem männliche Eigenschaften sind. Frauen, die diese Archetypen verkörpern, werden oft als „Ausnahmen“ dargestellt. Gleichzeitig verstärkt die häufig passive Darstellung weiblicher Archetypen die Idee, dass Frauen auf Fürsorge und Beziehungen reduziert werden.
Auch in der Werbung zeigt sich dieses Phänomen. Marken wie Nike oder Adidas nutzen den Held-Archetypen, um sportliche Leistungen und Mut zu vermarkten. Obwohl inzwischen mehr weibliche Athletinnen als Vorbilder auftreten, dominieren Männer nach wie vor die Kommunikation als Helden des Sports.
Der Weg zu einer inklusiven Repräsentation von Archetypen
Wie können Geschlechterrollen in Archetypen aufgebrochen werden?
Es ist wichtig, dass sowohl Männer als auch Frauen sich in allen Archetypen wiederfinden können. Der Held kann ebenso gut eine Frau sein wie der Weise oder der Narr. Marken und Erzählungen haben die Macht, Archetypen geschlechtsneutral zu gestalten und Vielfalt zu fördern.
Eine Marke, die dies erfolgreich umsetzt, ist Dove mit ihrer „Real Beauty“-Kampagne. Sie verwendet archetypische Elemente wie den Archetyp des Liebenden oder den Archetyp des Unschuldigen, um Authentizität und Vielfalt zu feiern. Frauen werden in unterschiedlichen Lebensrealitäten gezeigt und es wird betont, dass Stärke und Schönheit in allen Formen existieren.
Fazit: Geschlechterrollen in Archetypen als Spiegel der Gesellschaft
Archetypen spiegeln unsere innersten menschlichen Erfahrungen wider, aber auch die gesellschaftlichen Normen, in denen sie entstanden sind. Die männliche Dominanz in vielen Archetypen ist ein Relikt patriarchaler Systeme, das in unserer Kultur fortlebt. Doch wir können diese Strukturen verändern. Indem wir Geschlechterrollen in Archetypen aufbrechen, schaffen wir Raum für eine vielfältigere Darstellung dessen, was es bedeutet, mutig, weise, abenteuerlustig oder fürsorglich zu sein – unabhängig vom Geschlecht.
Alles Liebe und bleib inspiriert
Deine Doreen