In der Tiefenpsychologie und der Erforschung der menschlichen Psyche gibt es ein faszinierendes Konzept, das unser inneres Erleben und unser Verhalten auf tiefgreifende Weise beeinflusst: die sieben Urängste. Diese Urängste sind archaische und universelle Emotionen, die tief in unserer Psyche verwurzelt sind und unsere Entscheidungen, Beziehungen und Lebensqualität beeinflussen können. Sie sind wie unsichtbare Fäden, die unser Denken, Fühlen und Handeln lenken, oft ohne dass wir es bemerken.
In diesem Beitrag werden wir uns eingehend mit diesen sieben Urängsten befassen, ihre Bedeutung erkunden und verstehen, wie sie unser Leben formen können. Tauchen wir ein in die geheimnisvolle Welt der Urängste und lernen wir, wie wir mit ihnen umgehen können, um unsere persönliche Entwicklung voranzutreiben und inneren Frieden zu finden.
Was ist Angst?
Angst ist eine natürliche emotionale Reaktion, die in Situationen auftritt, die wir als bedrohlich oder unsicher empfinden. Angst hat eine Schutzfunktion und bereitet unseren Körper darauf vor, auf Herausforderungen zu reagieren, oft durch die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion. Im modernen Leben kann Angst jedoch auch chronisch werden und in Form von Angststörungen oder übermäßigen Sorgen auftreten, die dann professionelle Behandlung erfordern können.
Im spirituellen Sinne wird Angst oft als Illusion oder als Produkt des Egos betrachtet, das uns davon abhält, unser wahres Selbst und unsere volle Potentialität zu erkennen. Aber egal aus welcher Perspektive man es betrachtet, Angst ist ein komplexes Phänomen, das sowohl biologische als auch psychologische, soziale und in manchen Fällen spirituelle Aspekte hat.
Was sind Urängste?
Die „Urängste“ sind tief verwurzelte, archaische Ängste, die in der menschlichen Psyche verankert sind und aufgrund evolutionärer, sozialer oder psychologischer Faktoren entstehen. Diese Ängste sind oft universell und haben ihre Wurzeln in grundlegenden existenziellen Fragen und Herausforderungen, denen Menschen im Laufe der Menschheitsgeschichte gegenüberstanden.
Urängste sind im Wesentlichen primitive Überlebensmechanismen, die dazu dienen, uns vor potenziellen Gefahren zu schützen. Sie können auf verschiedene Weisen ausgelöst werden, beispielsweise durch äußere Bedrohungen, soziale Situationen oder innere Konflikte. Diese Ängste können starken emotionalen Stress auslösen und unser Verhalten beeinflussen.
Die Idee der Urängste stammt aus der Psychologie und ist eng mit der Tiefenpsychologie verbunden. Sie betont, dass bestimmte Ängste und Sorgen tief in unserem Unterbewusstsein verankert sind und unser Verhalten, unsere Emotionen und unser Denken beeinflussen können, oft ohne dass wir uns dessen bewusst sind.
Die 7 Urängste, auf die wir uns in diesem Zusammenhang beziehen, repräsentieren spezielle Ängste oder Sorgen, die in der menschlichen Psyche vorhanden sein können und sich auf verschiedene Aspekte unseres Lebens beziehen.
Die 7 Urängste und ihre Bedeutung
1 Selbstverleugnung = Angst vor Verlust
Die Urangst der Selbstverleugnung ist eine der fundamentalen Urängste, die in der Psyche eines jeden Menschen vorhanden sind. Sie wurzelt in der Angst vor der Ablehnung durch andere, wenn wir unsere wahren Bedürfnisse, Wünsche und unsere authentische Persönlichkeit zeigen. Die Furcht davor, nicht akzeptiert oder geliebt zu werden, führt dann dazu, dass wir uns selbst verleugnen und unsere eigenen Bedürfnisse zugunsten der Erwartungen anderer zurückstellen.
Derartige Urängste können sich manifestieren und dazu führen, dass wir uns übermäßig anpassen, uns selbst vernachlässigen und unsere eigenen Grenzen nicht respektieren. Wir opfern unsere eigenen Träume und Wünsche, um anderen gerecht zu werden, und verlieren dabei oft den Kontakt zu unserer wahren Identität.
Die Selbstverleugnung kann sich auf verschiedene Lebensbereiche auswirken, einschließlich Beziehungen, Beruf und persönlicher Entwicklung. Menschen, die von dieser Urangst geprägt sind, haben oft Schwierigkeiten damit, für sich selbst einzustehen, ihre eigenen Interessen zu vertreten und ihr volles Potenzial zu entfalten.
Die Urangst der Selbstverleugnung ist eine tief verwurzelte Angst, die viele Menschen in unterschiedlichem Maße erleben. Die Bewusstwerdung dieser Angst und die Arbeit daran, die eigene Authentizität zu leben, sind wichtige Schritte auf dem Weg zur persönlichen Entwicklung und zur Überwindung dieser Urangst.
2 Selbstsabotage = Angst vor Erfolg
Was ist Selbstsabotage?
Die zweite der Urängste ist die Selbstsabotage. Auch sie ist in der menschlichen Psyche verankert und wurzelt in der Furcht davor, Erfolg zu haben oder glücklich zu sein. In dem Falle wird befürchtet, dass mit Erfolg oder Glück auch negative Konsequenzen oder Enttäuschungen einhergehen könnten.
Menschen, die von dieser Urangst geprägt sind, neigen dazu, sich selbst in vielerlei Hinsicht zu sabotieren. Sie könnten Chancen verpassen, sich selbst unterbewerten oder bewusst Entscheidungen treffen, die ihr eigenes Wachstum und ihre Zufriedenheit behindern. Diese Selbstsabotage kann sich in verschiedenen Lebensbereichen manifestieren, sei es im Beruf, in zwischenmenschlichen Beziehungen oder bei persönlichen Zielen.
Die Angst vor Erfolg kann dazu führen, dass Menschen sich in ihrem eigenen Fortschritt behindern und sich unbewusst daran hindern, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Wichtig ist, dass du verstehst, dass Urängste die mit Selbstsabotage in Verbindung stehen, auf tief verwurzelten Überzeugungen und Selbstzweifeln beruhen, die im Laufe des Lebens entstanden sind.
Die Auseinandersetzung mit dieser Urangst erfordert meist einen bewussten Prozess der Selbstreflexion und Selbstakzeptanz. Es geht darum, die eigenen inneren Saboteure zu identifizieren und Wege zu finden, sie zu überwinden, um ein erfülltes und erfolgreiches Leben zu führen. Dies kann durch Selbstvertrauen, positive Selbstgespräche und die Entwicklung von gesunden Bewältigungsstrategien erreicht werden.
3 Märtyrertum = Angst vor Wertlosigkeit
Urängste die das Märtyrertum hervorrufen, speisen sich aus der Angst davor, für die eigenen Überzeugungen oder für das, was als richtig erachtet wird, auch Opfer bringen zu müssen. Menschen, die von dieser Urangst geprägt sind, neigen dazu, sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse hintanzustellen, um anderen zu dienen oder um Konflikte zu vermeiden.
Das Märtyrertum kann sich auf verschiedene Arten manifestieren. Ein Märtyrer könnte sich übermäßig für andere aufopfern, selbst wenn es auf Kosten seiner eigenen Gesundheit oder Zufriedenheit geht. Diese Angst kann auch dazu führen, dass jemand sich in Beziehungen oder Situationen festhält, die ihm nicht guttun, aus Angst vor den Konsequenzen einer Trennung oder einer Veränderung.
Sei dir bewusst, dass das Märtyrertum auf einem tief verwurzelten Glaubenssystem beruht, das besagt, dass Selbstlosigkeit und Aufopferung Tugenden sind, während die eigenen Bedürfnisse und Wünsche als egoistisch oder selbstsüchtig betrachtet werden.
Die Auseinandersetzung mit der Urangst des Märtyrertums erfordert eine bewusste Reflexion über die eigenen Grenzen und Bedürfnisse. Es geht darum, eine gesunde Balance zwischen Selbstfürsorge und dem Wunsch zu finden, anderen zu helfen. Menschen, die diese Urangst überwinden, können lernen, für sich selbst einzustehen und gleichzeitig mitfühlend und unterstützend gegenüber anderen zu sein, ohne sich selbst zu vernachlässigen. Dies kann zu einer erfüllteren und ausgewogeneren Lebensweise führen.
Empfohlener Beitrag: Der Archetyp des Beschützers bzw. Helfers (Sieh dir hier vor allem die Schattenseiten an)
4 Starrsinn = Angst vor Veränderung
Urängste die sich im Starrsinn manifestieren, zeigen sich sich in der Angst davor flexibel zu sein oder von einmal gefassten Überzeugungen und Ansichten abzuweichen.
Menschen, die von dieser Urangst beeinflusst werden, halten oft starr an ihren Meinungen, Ideen oder Gewohnheiten fest, selbst wenn es offensichtlich ist, dass eine Anpassung oder Veränderung notwendig ist.
Starrsinn kann zu Konflikten und Schwierigkeiten in Beziehungen und im Leben führen, da jemand, der von dieser Angst geprägt ist, oft unnachgiebig und resistent gegenüber anderen Standpunkten oder Lösungsvorschlägen sein kann. Diese Urangst kann auch dazu führen, dass jemand sich in der eigenen Komfortzone eingeschlossen fühlt und Veränderungen als bedrohlich empfindet.
Die Auseinandersetzung mit der Urangst des Starrsinns erfordert die Bereitschaft, die eigenen Überzeugungen und Gewohnheiten zu hinterfragen und offen für neue Perspektiven zu sein. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind Schlüsselbegriffe bei der Bewältigung dieser Urangst. Menschen, die diese Urangst überwinden, können lernen, Veränderungen als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung zu sehen und sich in vielfältigen Lebenssituationen wohler zu fühlen.
5 Gier = Die Angst vor Mangel
Die Urangst der Gier ist eng mit dem Verlangen nach immer mehr verbunden. Sie äußert sich in einem nie endenden Durst nach Besitz, Reichtum, Macht oder Ressourcen. Die Angst vor Gier basiert auf der Sorge, dass es nie genug geben wird und dass das Verlangen niemals gestillt werden kann.
Menschen, die von dieser Urangst beeinflusst werden, können sich in einem ständigen Wettbewerb fühlen, um mehr zu akkumulieren und sich vor einem Mangel an materiellen oder emotionalen Ressourcen zu schützen.
Die Gier kann auch dazu führen, dass Menschen andere ausbeuten oder manipulieren, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse oder das Wohlergehen anderer. Sie kann zu einer Besessenheit nach äußerem Erfolg führen und den inneren Frieden und die Zufriedenheit beeinträchtigen.
Im Zusammenhang mit den Archetypen der Seele nach Varda Hasselmann ist die Gier ein wichtiger Aspekt des persönlichen Wachstums und der Entwicklung. Die Auseinandersetzung mit dieser Urangst kann dazu beitragen, die tieferen Motive und Triebkräfte hinter dem Verlangen nach mehr zu verstehen und den Weg zu einem ausgewogeneren und erfüllteren Leben zu finden. Eine Vertiefung zu diesem Thema liefert auch der Archetyp des Geizhals.
6 Hochmut = Angst vor Verletzung
Hochmut kann als die Angst vor Ohnmacht oder der Verlust von Kontrolle zusammengefasst werden.
Menschen, die von der Urangst des Hochmuts geprägt sind, haben oft eine tiefe Angst vor dem Verlust von Kontrolle. Sie fürchten sich davor, dass andere ihre Macht oder ihren Einfluss über sie ausüben könnten. Dies kann dazu führen, dass sie sich übermäßig autoritär oder kontrollierend verhalten, um ihre Position zu sichern.
Die Angst, die Kontrolle zu verlieren, kann zu einem starken Verlangen nach Dominanz und Überlegenheit führen. Menschen, die von dieser Angst geprägt sind, versuchen oft, sich selbst und ihre Umgebung streng zu kontrollieren, um sich vor möglichen Bedrohungen zu schützen.
Menschen, die mit dieser Urangst eine Herausforderung haben könnten auch eine tiefe Angst davor haben, verletzt zu werden. Diese Verletzung könnten emotionaler, psychischer oder sozialer Natur sein. Und ihre Urangst könnte sie dazu veranlassen, sich übermäßig schützend oder abweisend zu verhalten, um sich vor möglichen Verletzungen zu schützen.
Der Hochmut dient in diesem Kontext ebenso wie bei den anderen Urängsten als Schutzmechanismus, um sich vor den emotionalen Schmerzen zu bewahren, die Verletzungen verursachen könnten. Indem sie Kontrolle und Überlegenheit anstreben, versuchen sie möglicherweise, sich selbst zu verteidigen und Verletzungen zu vermeiden.
7 Ungeduld = Angst etwas zu versäumen
Ungeduld als Angst vor Verzögerung oder Stillstand
Diejenigen, die von der Urangst der Ungeduld betroffen sind, könnten eine tief verwurzelte Angst vor Verzögerung oder Stillstand haben. Sie fürchten, dass sie wertvolle Zeit verlieren oder dass ihr Lebenserfolg nicht schnell genug voranschreitet. Diese Angst etwas zu versäumen kann dazu führen, dass sie sich unruhig und getrieben fühlen, immer auf der Suche nach der nächsten Gelegenheit oder dem nächsten Schritt, um voranzukommen. Hier könntest du dir auch den Archetypen des Suchenden einmal näher ansehen.
Ungeduldige Menschen haben oft Schwierigkeiten im Hier und Jetzt zu leben, da sie ständig bestrebt sind in die Zukunft zu eilen. Diese Angst etwas zu versäumen kann auch zu Stress und Frustration führen, wenn die Dinge nicht so schnell vorangehen, wie sie es sich wünschen. Stress kann zu unüberlegten Entscheidungen führen, und dies vielleicht nur, um die Illusion des Fortschritts aufrechtzuerhalten. Menschen, die von dieser Angst geprägt sind, fürchten, dass sie wichtige Chancen oder Erfahrungen verpassen könnten, wenn sie nicht schnell genug handeln. Die Urangst treibt sie dazu, ungeduldig zu sein und ständig nach neuen Möglichkeiten zu suchen.
Auch die Ungeduld als Urangst hat verschiedene Facetten und kann sich von von Person zu Person unterschiedlich zeigen. Einige könnten sich mehr auf beruflichen oder finanziellen Fortschritt konzentrieren, während andere sich auf persönliche Beziehungen oder Lebensziele beziehen könnten.
Die Auseinandersetzung mit der Urangst der Ungeduld kann dir helfen, ein tieferes Verständnis für die eigenen Motivationen und Verhaltensweisen zu entwickeln und Wege zu finden, diese Angst in konstruktivere Bahnen zu lenken.
Du könntest den Schutzmechanismus der sich in der Ungeduld zeigt, als eine Art Selbstverteidigung gegen das Gefühl des Verpassens oder des Zurückbleibens verstehen.
Wenn Menschen ständig in Eile sind und immer nach vorne schauen, versuchen sie, der Angst „etwas zu Verpassen“ zu entkommen. Dies kann jedoch dazu führen, dass sie sich überfordert fühlen und Schwierigkeiten haben, im gegenwärtigen Moment zu bleiben.
Menschen, die von derartigen Urängsten angetrieben werden, könnten sich in einem ständigen Wettlauf fühlen, immer auf der Suche nach der nächsten Gelegenheit oder dem nächsten Abenteuer. Sie könnten auch Schwierigkeiten haben, sich zu entspannen und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, da ihre Gedanken ständig in die Zukunft sind.
Die Auseinandersetzung mit dieser Urangst wird dir helfen, eine gesündere Beziehung zur Zeit zu entwickeln und zu erkennen, dass es nicht notwendig ist, ständig in Eile zu sein, um wichtige Dinge im Leben nicht zu verpassen. Es kann hilfreich sein, Achtsamkeit und Geduld zu kultivieren, um das gegenwärtige Leben vollständig zu genießen, ohne ständig in Angst vor dem Verpassen zu leben.
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Fazit über die 7 Urängste
Die sieben Urängste, die in jedem von uns schlummern, sind wie die Schatten, die uns im Laufe unseres Lebens begleiten. Sie beeinflussen unsere Gedanken, Emotionen und Entscheidungen, auch wenn wir uns ihrer nicht immer bewusst sind. Doch die Kenntnis und das Verständnis dieser Urängste können uns zu einem tieferen Einblick in unsere Psyche und zu mehr Selbstbewusstsein führen. Hierfür ist es förderlich die menschlichen Mentalitäten zu kennen.
Wenn wir uns den Urängsten stellen und lernen, mit ihnen umzugehen, öffnen sich Türen zu persönlichem Wachstum und innerer Freiheit. Wir können unsere Ängste besser erkennen und kontrollieren, anstatt von ihnen kontrolliert zu werden. Wir können unsere Beziehungen vertiefen und uns selbst besser verstehen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Urängste ein natürlicher Teil des menschlichen Daseins sind. Sie sind nicht unbedingt unsere Feinde, sondern können auch als Lehrer dienen. Indem wir uns ihnen nähern und ihnen mit Mitgefühl und Achtsamkeit begegnen, können wir uns von ihren Fesseln befreien und inneren Frieden finden.
Die Erkundung der Urängste erfordert Zeit, Geduld und Selbstreflexion. Es ist eine Reise, die uns zu unseren tiefsten Ängsten und Sehnsüchten führt, aber auch zu unserer inneren Stärke und Weisheit. Möge diese Reise euch zu einem tieferen Verständnis eurer selbst und zu einem erfüllteren Leben führen. Wenn dich das Thema interessiert, wäre sicherlich unsere Ausbildung zum Mindset Coach einen Besuch wert.
Alles Liebe und eine wunderschöne Vorweihnachtszeit wünsche ich dir von Herzen
Deine Doreen